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Dies ist ein kleines Plädoyer für die Seele, denn ich gebe zu, sie ist sicher nicht das erste an das man bei einem Umzug denkt. Sondern an Steuern, Versicherungen, Kisten, Umzugswagen, Flüge und vieles mehr. Woran scheitern Entsendungen beziehungsweise werden vorzeitig abgebrochen? Am Umzugswagen? Am Flug? An der falsch gepackten Kiste? Mit Sicherheit nicht.

Umzug ins Ausland – zwischen Honeymoon und Horror

Der berufliche Umzug in ein anderes Land ist eine meist freudige Angelegenheit. So viel Neues zu entdecken und tolle Herausforderungen zu meistern. Die meisten Expats begeben sich mit einem Leuchten in den Augen in ein neues Land. Wenn man sich das berühmte Kulturschock-Modell ansieht, ist diese erste Phase die sogenannte Honeymoon-Phase. Alles ist rosig und schön. Die neuen Herausforderungen werden noch als solche angesehen und angenommen. „So, was soll das jetzt mit der Seele?“, werden Sie jetzt vielleicht sagen. Dazu möchte ich eine Geschichte erzählen, sie stammt aus Denk doch was Du willst von Thorsten Havener:

„Bei einer Himalaja-Expedition weigerten sich nach drei Tagen die Sherpas wie aus heiterem Himmel weiterzulaufen. Die britischen Auftraggeber waren sehr aufgebracht darüber. Denn die Gruppe war schneller vorangekommen als ursprünglich geplant, und die Briten wollten diesen Vorsprung weiter ausbauen. Dennoch beharrten die Sherpas darauf und bewegten sich keinen Zentimeter mehr. Sie saßen da und lehnten es ab. Ohne Angabe von Gründen.Die Auftraggeber versuchten es mit gutem Zureden und zahllosen Argumenten. „Seid ihr zu müde zum Weiterlaufen? “ – „Nein.“ – „Habt ihr körperliche Probleme? Ist das Gepäck zu schwer?“ – „Nein.“ – „Wollt ihr mehr Geld? Wir zahlen euch eine Belohnung, wenn ihr nur weiterlauft!“ „Nein danke.“ Die Sherpas blieben sitzen und tranken ihren Tee. Dann endlich ihre Erklärung: „Wir sind eine Strecke, die wir normalerweise in fünf Tagen zurücklegen, in nur drei Tagen gelaufen – unsere Körper sind jetzt zwar hier, wir müssen aber eine Pause machen, damit unsere Seelen nachkommen können“.

Ein Auslandsumzug kostet Energie

Am Beginn in einem neuen Land – egal ob weit weg oder innerhalb Europas – ist so viel zu organisieren und erledigen, dass wenig Zeit zum Nachdenken bleibt. Der Stress der Vorbereitung steckt noch zusätzlich in den Knochen. Sich eine wirkliche Pause zu gönnen ist meist schwer umzusetzen, da man ja im Job funktionieren und auf „Flughöhe“ kommen muss. Das ist ja auch alles richtig, nur wenn es dem Geist zu viel wird, meldet sich irgendwann die Seele zu Wort.

Körper und Geist wieder in Einklang bringen Sie klopft natürlich nicht einfach an die Tür und bittet um Einlass. Sie äußert sich in Kopf- und Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit und im schlimmsten Fall im drohenden Burnout. Den die meisten Leistungsträger ignorieren. Das bringt im Schnitt 30,4 Fehltage mit sich und siebenstellige Folgekosten infolge mangelnder Produktivität. Siehe auch Spiegelartikel „Massenleiden Burnout, wie Firmen ihre Spitzenkräfte verbrennen“.

Ein paar Tipps für Deinen erfolgreichen Umzug und guten Start, der Dich dabei unterstützt, dass es Dir gutgeht, findest Du in meinem gratis E-Book.

Die menschliche Aufnahmefähigkeit ist begrenzt

Der menschliche Geist kann nur eine begrenzte Zahl an Informationseinheiten im Kurzzeitgedächtnis bewusst verarbeiten. Genau genommen +/- 7. Man nennt das die Millersche Zahl, nach George A. Miller. Wir sind halt keine Maschinen sondern Humans. An einem neuen Ort angekommen, muss man sich erst mal orientieren, Nichts ist mehr wie gewohnt, sich zurechtzufinden braucht Zeit. Das ist der eine Aspekt. Der andere ist die mentale, um nicht zu sagen seelische Orientierung. Wie funktioniert das Zwischenmenschliche? Wie geht man in der Kultur miteinander um? Wie funktionieren Dinge des Alltags: Parktickets kaufen (siehe auch mein neustes), zum Arzt gehen usw. Der Teufel steckt im Detail.

Auf die bisherigen Erfahrungen kann man sich nur bedingt verlassen und beim Eingewöhnen wird die Komfortzone schon sehr gedehnt. Das ist nicht weiter schlimm, kostet aber Kraft. Die Seele muss Zeit haben, anzukommen. Wer ein anderes Wording möchte; sich wieder zentrieren, auf den gewohnten Leistungslevel kommen, auf „Flughöhe“, kommenden eigenen Fokus wiederfinden und Körper und Geist in Einklang bringen. Was heißt das jetzt konkret? Körper Geist und Seele Ruhe einräumen. Für den Körper Bewegung und für den Geist eine Pause – am besten in Form von Multimedia-Diät und für die Seele ein bisschen Träumen.

Wir brauchen Zeit zum Träumen

Der Neurologe und Psychiater David Servan-Schreiber beschreibt in seinem Buch „Die neue Medizin der Emotionen“ den Zusammenhang zwischen Stress, Angst und Depression und dem „emotionalen Gehirn“. Zu viele Außenreize auf einmal bedeuten massiven Stress für Körper und Geist und führen bei einem Übermaß direkt in den Burnout. Wir brauchen Zeit zum Träumen und Nichtstun. Austricksen geht nicht. Noch nicht mal beim Jet Lag in Form von Schlaftabletten.

Trotz künstlich erzeugten Schlafs ist man gerädert und unausgeschlafen. Bis sich wieder ein normaler Schlafrhythmus eingestellt hat. Menschen, die sehr oft zwischen Zeitzonen hin und her pendeln bekommen die Auswirkungen des Jet Lags irgendwann ganz massiv zu spüren. Grund dafür sind die verschobenen REM-Phasen, in denen man träumt. Bewusst oder unbewusst spielt dabei keine Rolle. Der Geist braucht Zeit zum Träumen, um die Eindrücke des Tages zu verarbeiten. Manchmal sogar während des Tages.

Vom effizienten Tagträumen

Hand aufs Herz, Tagträumen ist super, um die Batterien wieder aufzuladen. Du träumst nicht? Frage: warst Du schon mal auf einem Kongress? Gab’s da saulangweilige Redner? Sind Deine Gedanken irgendwann vom Vortrag zu etwas ganz anderem gewandert? Dem Abendessen? Dem Traumauto? Dem nächsten Urlaub? Ich bin ein People Watcher und finde es immer wieder interessant auf Flughäfen den internationalen Business-Leuten über die Schulter zu schauen, wenn sie geschäftig mit Laptop und Handy agieren. Davon sind geschätzt 30% wirklich geschäftliche Themen.

Der Rest ist Gadgets-Schauen bei Männern und Schuhe und Handtaschen bei Frauen. Um jetzt noch ein paar Klischees zu bedienen. Also die IT-unterstützte Lizenz zum Tagträumen.

Auch Globetrotter bekommen einen Kulturschock

Kulturschock bezeichnet zum einen die verschiedenen Phasen des Einlebens in einer neuen Kultur und zum anderen den schockartigen Gemütszustand, in den man verfallen kann, wenn einen die fremde Kultur völlig überwältigt. Geprägt wurde der Begriff von der Soziologin Cora DuBois Ausgelöst wird der Schock übrigens nicht von riesigen Kulturunterschieden, sondern einer Akkumulation von Kleinigkeiten, die an unserer Komfortzone rütteln.

Egal wie weitgereist und weltoffen, man kann sich nie auf alle Eventualitäten vorbereiten und es wird Tage geben, an denen nichts funktioniert, wie man das gewohnt ist, man nichts versteht, aus Unwissenheit aneckt und dann irgendwann den totalen Heimweh-Blues bekommt. Das geht an die Substanz und, wenn es keinen positiven Ausgleich gibt, endet in einem Schnauzevoll-Gefühl und im schlimmsten Fall dem Entsendungsabbruch. Braucht kein Mensch.

Ergo, zurück zum Titel:

Vergiss die Seele nicht

Dieses Schnauze-Voll Gefühl hat nichts mit äußeren Dingen zu tun, sondern der persönlichen Überforderung die an der Komfortzone und damit an den Nerven und der Seele rüttelt. Bevor Du das negative Gefühl jetzt biochemisch bearbeitest, mit Alkohol, Tabletten oder andern Substanzen, gib Deiner Seele Gehör und schaue, was Dich jetzt erdet und Energie gibt. Sport, Sauna, nette Gespräche, ein Theaterbesuch. 

Du hast jetzt viele Fragen? Get in touch! Ich unterstütze Dich gerne.​

Allzeit eine gute Zeit

Deine Ute Schneider

Expertin für das Begehen von internationalem Neuland

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