Gestern nach dem Krav Maga Training saßen wir alle noch ein bisschen zusammen und unterhielten uns über Abwehrbereitschaft und wie wir uns in Menschenmengen bewegen. Die Bereitschaft, schnell zu reagieren, wird uns schon als Kinder abtrainiert, da man ja „niemanden hauen darf“.
Allen Aussagen gemein, unabhängig von Trainingsstand und Statur war, dass wir uns alle mit großem Umgebungsbewusstsein durch Menschenansammlungen bewegen. Das Gespräch brachte mich darauf, zu dem Thema einen Artikel zu schreiben.
Neulich in Marrakesch
Neulich in Marrakesch fiel mir bewusst auf, dass ich mit sehr viel Umgebungsbewußtsein unterwegs bin, das aber anscheinend nicht der Norm entspricht. Das war so: Auf dem Platz Djamaa el Fna in Marrakesch wollte ich ein Restaurant betreten, das leider völlig ausgebucht war. Ein junger Mann, der für das Restaurant arbeitete, brachte mich dann in ein anderes Restaurant am anderen Ende des Platzes. Er lief ziemlich schnell, da er von den Provisionen der Restaurants lebte. Läuft in Marokko so.
Jedenfalls ist der Platz abends ziemlich mit Touristen gefüllt und man wird von allen Seiten von Händlern, Mitarbeitern der Essstände, Handtaschen-Verkäufern, Schlangenbeschwörern und Handlesern angequatscht. Und oft auch einfach angefasst und gezerrt. Das geht gar nicht!
You need to relax
Irgendwann sagte der junge Senegalese: „You need to relax! Why are you so tense?“. Ich erinnerte mich an die Dame aus meinem Hotel, der auf besagtem Platz in Windeseile ein fürchterlich hässliches Henna Tattoo auf die Hand gekritzelt wurde, ehe sie realisierte, wie ihr geschah und dachte „Einen Dreck muss ich!“.
Ich finde es an solchen Orten extrem wichtig wachsam zu bleiben und mitzubekommen, was um mich herum passiert. Wer sich nähert und wie. Der Trick für die eigene Sicherheit zu sorgen ist nämlich nicht, die ausgefeiltesten Bruce-Lee-Techniken zu kennen um sich erfolgreich zu wehren. Sondern es geht darum, schon im Vorfeld eine Gefahr zu erkennen, bereit zu sein zu reagieren und ihr frühzeitig aus dem Weg zu gehen.
Die Technik der zwei Füße sozusagen. Ist man in seinem inneren Film gefangen und gar nicht mit dem Bewusstsein nach außen gekehrt, erwischen einen Geschehnisse völlig auf dem falschen Fuß. Dann wird es viel schwieriger noch etwas zu unternehmen.
Übungsfeld Platz Djamaa el Fna in Marrakesch
Der Platz Djemaa el Fna ist wirklich sehr speziell. Aber seit Marrakesch in den letzten Jahren sehr starken touristischen Zulauf bekommen hat und der Konkurrenzdruck der Händler steigt, ist deren Verhalten dort recht extrem geworden. Jeder versucht, die vorbeikommenden Touristen irgendwohin zu zerren.
Meine Taktik ist, schon wenn ich jemanden mit einer offensichtlichen Absicht auf mich zukommen sehe, zu sagen „Ne touche pas!“ Nicht anfassen! und die Hände leicht zu heben. Finden manche nicht gut, erspart mir aber sowohl, als willensloses Touristenopfer angesehen zu werden als auch hässliche Henna Tattoos oder das fünfte Abendessen verpasst zu bekommen – siehe Foto.
Mein Tipp: Betreiben Sie Feldstudien
Betreiben Sie Feldstudien, in dem Sie genau beobachten, wie Menschen sich vor Ort verhalten. Das bedeutet nicht, dass Sie nichts anderes mehr tun sollen, als die Lage zu checken. Wir wollen ja keine Paranoia erzeugen.
Aber am Anfang in einer fremden Stadt ein Gefühl für die Umgebung und nationale Körpersprache zu bekommen, finde ich persönlich sehr hilfreich. Ich setze mich dafür gerne irgendwo in ein Straßen-Café und beobachte die Menschen.
- Wie bewegen sich die Einheimischen?
- Wie bewegen sich die verschiedensten Touristen?
- Wer wird angequatscht, wer nicht und wie geht das vonstatten?
- Wer wird Verkäufer schnell wieder los und wer nicht.
- Wie verhalten die Leute sich jeweils dabei?
- Was erzählen Touristen im Hotel über ihre Erfahrungen und welche Schlüsse kann ich daraus für mein Verhalten ziehen?
- Welche Situationen liefen nicht so gut und was kann ich daraus fürs nächste Mal lernen?
Damit haben sie innerhalb von 10 – 15 Minuten einen tollen, ersten Überblick und können sich schon viel souveräner in einer neuen Umgebung bewegen. Mit ganz einfachen Mitteln, die Sie überall anwenden können.
Kleine Änderungen – große Wirkung
Es ist erstaunlich welch große Wirkung kleine Verhaltensänderungen haben und wie anders man sich bewegt. Plötzlich quatscht einen nämlich keiner mehr so einfach an, beziehungsweise man wird die Leute in Sekundenbruchteilen wieder los. Magic! Probieren Sie’s aus und berichten mir von Ihren Ergebnissen.
Der perfekte Ort
Urlaube und Reisen sind einfach noch schöner, wenn man sich auch sicher fühlt. Gerade als Frau. Dabei ist es ganz gleich, ob sie beruflich oder privat unterwegs sind. Marrakesch ist der perfekte Ort, um sich mit den üblichen Sicherheitsthemen auseinanderzusetzen – ohne in ernsthafte Gefahr zu geraten, wie das in Brasilien der Fall wäre.
In meinem Seminar „Jetzt entdecke ich die Welt! geht es genau darum. Hier erfahren Sie wie Sie sich auf eine Reise gut vorbereiten, Umgebungsbewusstsein entwickeln, worauf Sie in Taxi Hotel und der Straße achten müssen und vieles mehr.
Diese Reise ist speziell für Frauen und findet vom 17. bis 21.09.2018 in Marrakesch statt.
Allzeit eine gute und sichere Zeit,
Ihre Ute Schneider