Darüber, dass Reisesicherheit wichtig ist, brauchen wir nicht zu reden. Aber wie sieht es mit der Akzeptanz der Maßnahmen in den Unternehmen aus? Hier ein Ausschnitt meiner eigenen Erfahrungen.
Generelle Haltung gegenüber Reisesicherheit
Ich bin immer wieder entsetzt, wie lapidar Geschäftsreisen in gefährliche Regionen behandelt werden. Es kommt mir vor, wie das kleine Kind, das sich die Augen zuhält und denkt, es wäre dann unsichtbar. Fragen nach Reisevorbereitung – interkulturelle Trainings, spezielle Sicherheitsschulungen – werden sehr oft mit „Wir erwarten, dass unsere Mitarbeitern klarkommen“ abgetan. Bis sie dann eben mit unerwarteten Risiken konfronterit wurden. Dann ist das Geflatter groß, denn Krisenpläne gibt es meist auch nicht.
Laxer Umgang mit Reisesicherheit
Selbst Unternehmen, deren Mitarbeiter schon in bedrohliche Situationen gerieten, gehen mit dem Thema recht lax um. Der Vorfall wird dann schonmal mit „War ja keiner von uns, war einer unserer Subs“ abgetan. Hat man als seriöses Unternehmen nicht für alle Projektbeteiligten eine gewisse Verantwortung?
Viele Geschäftsreisende nehmen Sicherheit auch selbst auf die leichte Schulter. Man ist ja weltgewandt. Auf Nachfrage, was das Unternehmen im Ernstfall tun wird, reagiert man meist mit Sarkasmus: „Die vergessen meinen Namen“. Das zeugt zwar von schwarzem Humor, dem ich prinzipiell sehr zugetan bin, stimmt mich angesichts der Haltung der Unternehmen „unsere Mitarbeiter sind unser höchstes Gut“ (blablabla) doch sehr nachdenklich.
Für Schutz vor Erkältungen belächelt werden
Die meisten Krankheiten holen sich Reisende in sehr unterkühlten Flugzeugen, Restaurants und Hotels in denen die Klimaanlage auf Eiszeit eingestellt ist. Eine Erkältung, wenn nicht sogar Grippe, ist da fast vorprogrammiert. Ich habe mir angewöhnt, immer mit einer dünnen Daunenweste zu reisen. Sie lässt sich klein zusammenfalten und passt so auch in das Seitenfach einer Laptoptasche. Dafür wurde ich von mitreisenden Kollegen nicht nur einmal belächelt. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie die Erkältung hatten und ich nicht.
Reiseapotheke
Die meisten Reisenden, die ich kenne, haben keine Medikamente dabei und sagen, dass sie nicht krank werden, oder dann eben zum Arzt gehen. Selbst in UK ist es nicht immer leicht, einen Arzt zu sehen, wenn man krank ist. Man sitzt dann bei einer Nurse, dien einem erklärt man solle mit Aspirin gurgeln. Daher reise ich wirklich immer mit einer gut ausgestatteten Reiseapotheke. Diese beinhaltet auch Hausmittel. Werde ich für diese Dinge belächelt? Na logo! Erst wenn Kollegen dann durch extreme Situationen mal sehr gestresst waren, eine Erkältung sich anbahnte oder eine kleine Wunde sich entzündet hatte, sie durch die Fahrt im Taxi ein schmerzendes Ohr oder nach zu viel Essen, Alkohol, Reise Magenprobleme und dann in den Genuss der Apotheke oder des Drückens eines Akupressur-Punktes kamen, hörte das Lästern auf.
Vorsicht beim Essen – La Debutante
Ich bin ein sehr vorsichtiger Esser auf Reisen. Im Ausland verzichte ich nach Möglichkeit auf Fleisch, Fisch, Eis und frisches Obst oder Salat. Auch dafür wurde ich schon belächelt und von einheimischen Geschäftspartner in Afrika als „La Debutante“ bezeichnet. Aber hey, frisch gezapfte Kamelmilch aus nicht ganz so frischen Gläsern und vermutlich gewonnen mit auch nicht frisch gewaschenen Händen – da ist die Diarrhöe vorprogrammiert. In dem Fall erwiderte ich, ob sie auf der Fahrt durch die Wüste irgendwo einen Strauch gesehen hätten, hinter den ich mich zur Not setzen könnte. Hatten sie nicht, das leuchtete ihnen dann ein. Bei eng getakteten Plänen im Business und langen Flügen kann man sich Krankheit einfach nicht leisten. Dann lieber Debutante genannt werden.
Hygienetücher?
Mein Motto: Reise niemals ohne Feuchttücher. Saubere Hände sind ein Must auf Reisen. Die meisten Infektionen werden hand to mouth übertragen! Nicht immer hat man sauberes Wasser, saubere Seife oder Handtücher zur Verfügung. Feuchttücher sind da eine gute Alternative. Selbst der ein oder andere Geschäftspartner hat sich schon gefreut, in den Genuss zu kommen. Danach hörte das Lästern, was ich eigentlich noch alles dabei hätte, auf.
Verlasse Dich auf Dich selbst!
In einem kleinen Hotel in England wurde ich mal von einem zu dem Zeitpunkt stark alkoholisierten Mann belästigt, mit dem ich mich mittags vor dem Hotel unterhalten hatte, als ich auf meinen Kollegen wartete. Der Mann hatte sich abends zu uns gesellt und wurde mit steigendem Alkohollevel immer anhänglicher. Mein Kollege reagierte gar nicht sondern warf mir noch vor „Wieso hast Du auch mit ihm geredet? Selbst schuld“. Bevor das ganze eskalierte, bin ich auf mein Zimmer gegangen. Leider gab es weder einen Fernseher noch hatte ich ein Buch. Der Kollege trank die halbe Nacht mit dem anderen Gast weiter, der wohl recht penetrant nach meiner Zimmernummer fragte. Für genau diesen Fall hatte ich von Innen alles verriegelt und auch noch einen Stuhl unter den Türgriff gelehnt. Türstopper mitzuführen macht also wirklich Sinn.
Ein paar schöne Momente
Ich schließe mit ein paar schönen Momenten. Das sind die, in denen die Teilnehmer meiner Seminare sehr viele Impulse mitnehmen. Selbst die Vielgereisten. Die bei der Reisestelle nach Versicherungen fragen, sich um ein spezialisiertes Entführungstraining kümmern, ihren Impfstatus auffrischen, beim nächsten Trip einen Fahrer buchen, eine angemessene Reiseapotheke mitführen und innerhalb der Familie Vollmachten für den Ernstfall regeln. Um nur einige zu nennen. Etwas, an das die wenigsten denken. Diese Stories machen mich froh und zeigen mir, dass es richtig ist, was ich tue.
Ach ja…
Ach ja, 100-prozentige Sicherheit wird es nie geben. Man kann nicht an alles denken. Dazu ist die Welt zu komplex. Nur das Leben der „Globalen Nomaden“ scheint eine einzige happy shiny Instagram Party. Dennoch bietet gute Vorbereitung bereits 80%igen Schutz vor möglichen Gefahren. Gerne berate ich Sie in einem Erstgespräch!
Stay tuned!
Ihre Ute Schneider